Unterschiedliche Blickwinkel auf ein drängendes Problem
Nettersheim. Wie sieht in Zukunft die ärztliche Versorgung im Südkreis aus? Zwar keine Lösung des seit Jahren bekannten Problems, sondern wichtige Impulse für zukünftige Handlungsansätze möchte die Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) im Kreis Euskirchen um ihren Vorsitzenden Johannes Mertens sowie Frank Diefenbach (Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU) mit einer Podiumsdiskussion im Nettersheimer Naturzentrum setzen, die am Donnerstagabend zahlreiche interessierte Bürger lockte.
Über die Zukunft der Ärzte in der Nordeifel diskutierten Peter Preuß, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Manfred Poth, allgemeiner Vertreter des Landrats des Kreises Euskirchen, Helmut Schneider als Regionaldirektor der AOK Euskirchen und Dr. Joachim Oldendörp als Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung. Klaus Voussem MdL moderierte die Veranstaltung, zu der auch mehrere Bürgermeister, Ratsvertreter und Ärzte aus den betroffenen Kommunen gekommen waren. „Wir müssen uns heute hier die Frage stellen, ob es für einen Arzt überhaupt noch wirtschaftlich Sinn macht, eine Praxis im Südkreis zu betreiben“, sagte Voussem in seiner Eröffnungsrede und gab so einen wichtigen Impuls für die Diskussionsrunde. Denn durch den demografischen Wandel wird es in Zukunft immer weniger Patienten geben. Daher forderte der CDU-Landtagsabgeordnete von den Diskussionsteilnehmern: „Eine kurzfristige Problemlösung bringt uns an dieser Stelle nicht weiter, vielmehr sind visionäre Strategien gefragt, die die ärztliche Versorgung für den Südkreis in den nächsten Jahrzehnten sicherstellen.“
Der CDU-Gesundheitsexperte Peter Preuß forderte die Politikvertreter auf, die Rahmenbedingungen für junge Ärzte zu verbessern: „Wir können die Ärzte schließlich nicht zwingen, sich im ländlichen Raum niederzulassen“, so Preuß. Denn der Ärztemangel werde zu einem akuten Problem in vielen strukturschwachen Regionen. „Die Politik muss sich auch fragen, was mit den Menschen ist, die nicht mobil sind?“ Daher werde die CDU im Düsseldorfer Landtag das Thema weiterhin mit Priorität behandeln und die Rot-Grüne-Landesregierung zum Handeln auffordern.
Manfred Poth als Vertreter der Kreisverwaltung wies auf das deutliche Ungleichgewicht hinsichtlich der Ärzteverteilung zuungunsten des Südkreises hin und machte deutlich, dass sich dieses Problem aufgrund der überalterten Ärzteschaft in Zukunft noch verschlimmern wird. Die medizinischen Versorgungszentren im Kreis Euskirchen seien zwar kein Allheilmittel, aber ein wichtiges Standbein der ambulanten Versorgung.
Helmut Schneider von der AOK lobte das deutsche Gesundheitssystem: „Wir haben ein gutes System, das häufig in Anspruch genommen wird“, so Schneider, denn durchschnittlich gehe jeder Deutsche 18 Mal pro Jahr zum Arzt. Um dem Problem Herr zu werden, müssten mehr junge Menschen für den Arztberuf begeistert werden. Ab ersten Juli wird zudem die Bedarfsplanung angepasst, der Kreis Euskirchen besteht dann aus Nordkreis, Südkreis und einem neueingeführten Mittelbezirk. Dr. Joachim Oldendörp wies in seinem Diskussionsbeitrag auf die großen Unterschiede hinsichtlich der Bezahlung von angestellten Ärzten und Freiberuflern hin, die zur Schließung der Schleidener Notfallpraxis geführt hatten. „Die Gesellschaft wird sich entscheiden müssen, was ihr die ärztliche Versorgung wert ist“, sagte der Euskirchener Augenarzt.
Rege angenommen wurde die Podiumsdiskussion auch von den zahlreichen Zuschauern, die mit ihren Wortmeldungen zum Erfolg der Veranstaltung beitrugen. „So eine Veranstaltung ist immens wichtig für unsere Region, hier können Fragen aufgegriffen werden, die sonst in der großen Politik leicht untergehen“, freute sich Klaus Voussem über den gelungenen Abend in Nettersheim. „Die unterschiedlichen Blickwinkel der Akteure zeigen, wie kompliziert das Problem ist.“